Einst sangest du, wie
Nachtigellen schlagen,
Manch’ ernstes Wort, manch’
holde Liebeskunde;
Nun du verstummtest, fragt man
nach dem Grunde,
Warum du uns nicht singen
willst und sagen.
Doch Thoren sind’s, die dich
darum verklagen,
Das Schweigen rügend deinem
Liedermunde:
Du wirkest mehr in einer
Mußestunde
Als sie an ihren
thatenreichsten Tagen.
Die Sänger alter Zeit belebst
du wieder;
Schon stieg aus Nacht, von dir
heraufbeschworen,
Dein Meister Walter von der
Vogelweide.
Der sprach ein Wort, das sag’
ich jenen Thoren:
Man singet nicht der Welt im
Winterkleide;
Kommt Sangestag, so kannst
auch du noch Lieder.
Ein Wundergarten steht euch
aufgeschlossen,
An Stauden reich, an Blumen
und an Blüthen;
Aus tausend Kelchen, so die
Bienen hüten,
Sind süße Düfte
schmeichlerisch ergossen.
Nicht Pflanzen nur und Moos
und Kräuter sprossen,
Es prangt ein Hain, d’rin Aar
und Taube brüten,
Und wenn die letzten
Sonnenstrahlen glühten,
Kommt Ariost mit Tasso, dem Genossen.
Petrarka wallt entzückt durch Lorbeergänge,
Um Dante’s Auge strahlet Himmelswonne,
Auf neue Scherze scheint
Boccaz zu sinnen.
O kommt in’s Reich der Lieder
und Gesänge,
Wo alle Träume reift die milde
Sonne
Und alle Frauen heißen Königinnen.
Wo der Montblanc im ew’gen
Lichte schimmert,
Willkommner Nachbar
himmlischer Gestirne,
Lawinen stürzen von gezackter
Firne,
Da hab’ ich mir ein kleines
Haus gezimmert.
Ob unten tief das Menschlein
jauchzt und wimmert,
Ob dem Verrath, ob einer
hohlen Stirne
Die Laune Kronen fügt, die
lockre Dirne,
Was kümmert’s mich, so lang’
sein Schnee noch flimmert?
Der Menschen Umgang hab’ ich
abgeschworen,
Mich aufzusuchen würde Keinem
frommen,
Ich hasse sie, die Weisen wie
die Thoren.
Es müßte denn die kleine
Schwäbin kommen,
Der öffnet’ ich mit
flügelweiten Thoren:
Die wär’ allein, o ganz allein
willkommen!
Uns ist ein Stern im Osten
aufgegangen,
Dem jeder Blick von Weitem schon
gewogen;
Doch als uns näher seine
Strahlen flogen,
Da staunten wir ob seines
Lichtes Prangen.
Der schönste Tag war hell
emporgezogen,
Verscheucht die Nacht, die
grauend uns umfangen,
Die Bienen schwärmten und die
Vögel sangen,
Als Sonne schien dein Bild vom
Himmelsbogen.
Nun führen dich kometengleiche
Bahnen
Von uns hinweg, auf daß im
fernen Westen
Der Franke schwört zu deines
Lichtes Fahnen.
Und weilst du dort bei neuen
Siegesfesten,
So möge dich die inn’re Stimme
mahnen:
Der Deutsche kennt des Lichtes
Werth am besten.